STREET-ART BRAZIL
Die SCHIRN Kunsthalle Frankfurt präsentiert erstmals in Deutschland die Vielfalt der brasilianischen Graffitikunst im Frankfurter Stadtraum und verändert damit den alltäglichen Blick auf die Stadt
Im Rahmen der Ausstellung führte Lara Schuh, Volontärin der Schirn Kunsthalle Frankfurt, ein Interview mit dem Künstler ZEZÃO.
Teil I
Lara: Wodurch bist du zur Graffiti-Malerei gekommen?
ZEZÃO: Mein erster Kontakt mit Graffiti und Urban Culture war 1994/1995, da war ich 14 Jahre alt. Damals war ich als Skateboarder in São Paulo unterwegs und habe die ersten Graffitis gesehen.
Mit 23 oder 24 hatte ich mir mein rechtes Bein gebrochen und konnte nicht mehr skaten. Um dieselbe Zeit herum habe ich mich mit Leuten wie Os Gemeos (mehr Infos), Vitché, Binho und vielen anderen getroffen und sie haben mich dazu angespornt mit dem sprayen anzufangen. Das waren die Typen die damals schon viel gesprayt haben. Meine ersten Scatches waren von Hip Hip und New York inspiriert, ich habe vor allem Tags gemacht. Meine ersten Graffitis habe ich zu Hause gesprayt, nur für mich, um es auszuprobieren bevor ich auf die Straße gegangen bin.
Lara: Gibt es deiner Meinung nach einen Unterschied zwischen der brasilianischen und der internationalen Graffiti Szene?
ZEZÃO: Ja, sie sind sehr verschieden. Brasilianische Graffitis sind von anderen kulturellen Einflüssen inspiriert. Wir haben indigene, afrikanische, amerikanischen und asiatischen Einflüsse. São Paulo hat eine besonders gemischte Bevölkerung. Lange Zeit hatten wir in Brasilien große Probleme unsere Graffitis zu verwirklichen, nicht nur weil es illegal ist, sondern auch weil das Material so teuer ist. Urban Culture kommt bei uns aus den Ghettos, keiner hat Geld für Spray Cans. Also haben wir angefangen mit Latexfarbe zu arbeiten, die wir mit Malerrollen auftragen und haben mit anderen Materialien experimentiert. Unsere Graffitis sind figurativer, nicht so viele Buchstaben und Schriftzüge wie in Deutschland. Ich respektiere Künstler wie Dime, Loomit, Herakut (mehr Infos) und ein paar andere. Ich sehe ihre Graffitis und bin beeindruckt von ihrem Style. Aber ich arbeite eher abstrakter.
Lara: Welche Erwartungen oder sogar Hoffnungen hast du bei diesem Event hier in Deutschland?
ZEZÃO: Die Einladung hierher ist nicht nur für mich, sondern auch für die anderen eine tolle Gelegenheit die brasilianische Kultur und unsere Kunst zu verbreiten. Meine Arbeit an der Außendecke der Schirn Kunsthalle Frankfurt bedeutet mir viel, weil es meine Kunst anerkennt und in einem neuen Kontext zeigt.
Der erste Teil des Interview wurde von Lara Schuh, der Volontärin der Schirn Kunsthalle Frankfurt, mit dem brasilianischen Street-Art Künstler ZEZÃO im August 2013 für i-love-urbanart.com geführt.