Ausstellung noch bis zum 11. Januar 2026
Zwischen Alltag und Kunst: Die Hans-Peter-Feldmann-Retrospektive im Kunstpalast Düsseldorf
Was ist Kunst – und wer entscheidet das eigentlich? Diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch das Lebenswerk von Hans-Peter Feldmann (1941–2023). Der Düsseldorfer Künstler galt als stiller Rebell des Kunstbetriebs, als jemand, der die Grenzen zwischen Kunst und Alltag immer wieder verschwimmen ließ. Nun widmet ihm der Kunstpalast Düsseldorf seine erste große Retrospektive – und zugleich die letzte Ausstellung, an der Feldmann selbst noch mitgearbeitet hat.
Ein Künstler, der Kunst neu dachte
Feldmann war nie jemand, der sich dem Kunstmarkt oder seinen Regeln unterordnete. Schon früh stellte er die großen Fragen: Was unterscheidet ein Kunstwerk von einem Alltagsgegenstand? Warum gilt ein Bild im Museum als „Kunst“, während ein Foto aus einer alten Illustrierten es nicht tut?
In den zehn Ausstellungsräumen des Kunstpalastes werden rund 80 Werke gezeigt – von frühen Schwarz-Weiß-Fotografien der 1970er Jahre über farbenfrohe Skulpturen aus Alltagsobjekten bis hin zu großformatigen Installationen. Gemeinsam spannen sie den Bogen über sechs Jahrzehnte eines Werks, das so eigenwillig wie einflussreich ist.
Von Sonntagsbildern bis Schattenspiel: Feldmanns Welt in Bildern
Wer durch die Schau geht, entdeckt in jedem Raum einen neuen Zugang zu Feldmanns Denken. Seine berühmten „Sonntagsbilder“ (1977) zeigen idyllische Motive – Gärten, Paare, Boote – und entlarven dabei subtil den Kitsch, der unsere Sehnsucht nach Harmonie prägt.
In der Installation „Schattenspiel“ (2002) hingegen erwachen Figuren und Fundstücke zu einem kleinen Theater aus Licht und Schatten, das Kindheitserinnerungen weckt und zugleich philosophische Fragen über Realität und Wahrnehmung aufwirft.
Feldmann war ein Meister darin, das scheinbar Banale bedeutungsvoll zu machen. Er fotografierte das Alltägliche – etwa eine Nachbarin beim Fensterputzen – und verwandelte es durch Kontext in Kunst.
Sein Werk erinnert uns daran, dass Schönheit und Bedeutung oft dort entstehen, wo man sie am wenigsten erwartet.
Der Rückzug – und die Rückkehr
Nach Erfolgen auf der documenta (1972 und 1977) und in renommierten Galerien zog sich Feldmann 1980 enttäuscht vom Kunstbetrieb zurück. Stattdessen eröffnete er in der Düsseldorfer Altstadt einen Antiquitäten- und Souvenirladen – und erklärte diesen kurzerhand selbst zum Kunstwerk.
Diese radikale Geste war typisch Feldmann: Kunst und Leben sollten keine getrennten Welten sein.
Erst Ende der 1980er Jahre kehrte er mit einer Ausstellung im Frankfurter Portikus zurück – mit denselben Werken wie zuvor. Ein stilles Statement gegen den schnellen Kunsthype.
Humor, Kritik und ein Regal zum Mitmachen
Was Feldmanns Kunst bis heute so frisch macht, ist ihr Witz. Ob übermalte Gemälde mit roten Nasen oder Bikini-Abdrücke auf alten Seestücken – er entlarvte mit subtilem Humor unsere Sehgewohnheiten.
Im Ehrenhof des Kunstpalasts wird das Publikum gleich beim Eintreten überrascht: Ein auf dem Kopf stehendes Auto begrüßt die Besucher*innen, im Foyer wartet die Skulptur „Zwei Schwestern“ (2014). Und wer Lust auf Interaktion hat, kann im Tauschregal Alltagsobjekte hinterlassen oder mitnehmen – ganz im Sinne Feldmanns Idee von Kunst als lebendigem Austausch.
Ein Vermächtnis voller Leichtigkeit und Tiefe
Die Retrospektive ist mehr als ein Rückblick – sie ist eine Einladung, die Welt mit anderen Augen zu sehen.
Kuratorin Felicity Korn beschreibt es so:
„Feldmann wollte die gesellschaftliche Rolle von Bildern und Gegenständen hinterfragen und einen offenen Raum schaffen, in dem Kunst und Alltag sich begegnen.“
Dass die Schau ausgerechnet im Kunstpalast stattfindet, ist kein Zufall: Hier besuchte Feldmann als Kind zum ersten Mal ein Museum – und entdeckte seine Liebe zur Kunst. Nun schließt sich der Kreis.
Fazit: Ein Muss für alle, die Kunst lieben – oder noch entdecken wollen
Die Ausstellung „Kunstausstellung – Hans-Peter Feldmann“ im Kunstpalast Düsseldorf ist eine Hommage an einen Künstler, der nie aufgehört hat, neugierig zu sein. Sie zeigt, dass Kunst überall lauert – im Schaufenster, auf alten Postkarten, in Zeitungstiteln oder Spielzeugfiguren.
Wer sich auf Feldmanns Blick einlässt, entdeckt nicht nur einen der eigenwilligsten Köpfe der zeitgenössischen Kunst, sondern vielleicht auch ein Stück neue Sicht auf das eigene Leben.
Ausstellungstermine
Kunstausstellung – Hans-Peter Feldmann
Kunstpalast Düsseldorf
Begleitend erscheint ein reich bebilderter Katalog mit Texten u. a. von Hans Ulrich Obrist, Annette Messager und Juergen Teller.
Kuratorin: Felicity Korn, Sammlungsleitung Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts, Kunstpalast





