Ein zweifellos großes Werk ist mit dem Buch Egon Schiele. Sämtliche Gemälde 1909-1918 im Taschen Verlag erschienen. Auf stolzen 608 Seiten und mit einer überdimensionalen Abmessung von 41cm x 39,5 cm sind sämtliche Arbeiten von Egon Schiele – von 1909 bis zu seinem Tod zu sehen – versammelt. Ein wunderbarer Überblick über das Schaffen dieses genialen und provokanten Malers und Mitglied der Wiener Modernen.
Zwischen Genie und Wahnsinn
Nachdem sich Egon Schiele, geboren 1890, aus dem Schatten seines Mentors und Vorbilds Gustav Klimt befreit hatte, blieben ihm noch zehn Jahre, um sich mit einer unverwechselbaren Handschrift in die Geschichte der Moderne einzuschreiben, bevor er, wie viele Millionen andere Menschen weltweit, von der Spanischen Grippe dahingerafft wurde.
Bescheidenheit war nie sein Problem: Früh schon war er vom eigenen Genie überzeugt und sah sich als Wunderkind und Provokateur aus Leidenschaft. Seine ausgezehrten, überdehnten Gestalten, seine drastische Darstellung der Sexualität und seine Selbstporträts, in denen er sich hohlwangig zwischen Genie und Wahnsinn inszenierte grenzten seine Arbeiten drastisch von den dekorativen Werken Klimts Hymnen an Liebe, Sexualität und sehnsuchtsvolle Hingabe ab. Schiele schaffte es leicht, mit seiner brutalen, obsessiven, radikalen und verstörenden Direktheit der Wiener Gesellschaft erfolgreich vor den Kopf zu stoßen.
„Entartet“ – zugleich großes Vorbild
Auch wenn seine Werke später als „entartet“ diffamiert wurden und eine Zeit lang fast in Vergessenheit gerieten, haben sie doch Generationen von Künstlerinnen und Künstlern beeinflusst – von Günter Brus und Francis Bacon bis Tracey Emin. Heute erzielen seine damals so missverstandenen Werke auf dem internationalen Kunstmarkt exorbitante Preise.
In diesem umfangreichen neuen Buch aus dem Taschen-Verlag, Egon Schiele. Sämtliche Gemälde 1909–1918, illustrieren 221 Gemälde und 146 Zeichnungen aus dem fruchtbaren letzten Jahrzehnt seines Lebens Schieles außergewöhnliche Entwicklung auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Daneben stehen Auszüge aus seinen zahllosen Schriften und Gedichten sowie Essays, die ihn im Kontext des europäischen Expressionismus verorten und den immensen Einfluss nachzeichnen, den sein Werk entfaltete.
Über den Herausgeber
Tobias G. Natter ist ein international renommierter Fachmann für die Kunst in Wien um 1900. Er war lange Zeit an der Österreichischen Galerie Belvedere in Wien tätig, zuletzt als Chefkurator. Zudem arbeitete er als Gastkurator an der Tate Liverpool, der Neuen Galerie New York, der Hamburger Kunsthalle, der Schirn in Frankfurt am Main und dem Jüdischen Museum Wien. Von 2006 bis 2011 leitete er das Vorarlberger Landesmuseum in Bregenz und war von 2011 bis 2013 Direktor des Wiener Leopold Museums. Im Jahr 2014 gründete er das Unternehmen Natter Fine Arts, das sich auf die Schätzung von Kunstwerken und die Entwicklung von Ausstellungen spezialisiert hat. Bei TASCHEN sind von ihm Gustav Klimt. Sämtliche Gemälde, Kunst für alle. Der Farbholzschnitt in Wien um 1900 und Egon Schiele. Sämtliche Gemälde 1909-1918 erschienen.
Details
Titel: Egon Schiele. Sämtliche Gemälde 1909-1918
Herausgeber: Tobias G. Natter