Man weiß, dass ein Buch etwas ganz besonderes ist, wenn man ehrfürchtig davor sitzt und das Strahlen in den Augen von Seite zu Seite intensiver wird. Das Buch „Art Record Covers“ (erschienen im Taschen-Verlag) ist nicht nur eine Bild-Band über Plattencover aus einer Zeit, als Musik noch nicht als MP3 aus dem Netz gezogen wurde. Es ist vielmehr eine Hommage an die Kunst per se. Etablierte und renommierte Künstler und Illustratoren schufen in Verbindung mit der Musik, die sich auf und in den Rillen der Scheiben verbirgt ein Gesamtkunstwerk. Und diese Symbiosen sind in dem Buch „Art Record Covers“ an über 500 Beispielen belegt.
Ob Salvador Dalí wohl gerne romantische Tanzmusik und Mood Music gehört hat, heute zumeist geringschätzig „Easy Listening“ genannt? Man kann nur mutmaßen, zumindest fabrizierte er einen echten Dalí als Plattencover für den US-amerikanischen Entertainer und Orchesterchef Jackie Gleason, auf dessen Plattenhüllen ansonsten schmachtende Frauen oder auch nur deren Beine, Liebespärchen und Cocktailgläser dominierten. Gleasons Lonesome Echo erschien 1955 und ist damit ein frühes Beispiel für die Kollaboration zwischen bildender Kunst und Tonkunst. Die Geschichte der Popmusik ist immer auch die Geschichte ihrer ästhetischen Inszenierung, und die bildende Kunst hatte stets einen großen Anteil daran.
Francesco Spampinatos beispiellose Sammlung zeigt über 500 Album- und Plattencover, die zwischen den 1950er-Jahren und heute von Künstlern gestaltet wurden, darunter Jean-Michel Basquiats städtische Hieroglyphen für sein eigenes Label Tartown, Banksys schablonierte Graffiti für Blur und Damien Hirsts Schädel mit Zifferblattaugen für The Hours.
Die Cover werden von aufschlussreichen Analysen und allen sachdienlichen Informationen zu Coverkünstler und Interpret begleitet, während Interviews mit Tauba Auerbach, Shepard Fairey, Kim Gordon, Christian Marclay,Albert Oehlen und Raymond Pettibon persönliche Anekdoten und Einsichten zur Liaison zwischen bildenden und musizierenden Künstlern beisteuern.
“[This] book celebrates the records and artworks we’ve loved and re-loved over the decades.”— Itsnicethat.com, London
Der Autor
Francesco Spampinato, Kunsthistoriker und Schriftsteller mit den Schwerpunkten Gegenwartskunst und Bildwissenschaft, promoviert momentan an der Universität Sorbonne Nouvelle in Paris. In seinen Vorlesungen beschäftigt er sich mit Kunst, Design und Medien. Von 2011 bis 2015 war er außerordentlicher Professor für zeitgenössische Kunst und deren kritische Betrachtung sowie für Performancekunst an der Rhode Island School of Design in Providence, USA. In 2015 verfasste er Come Together: The Rise of Cooperative Art and Design (Princeton Architectural Press) sowie Can You Hear Me? Music Labels by Visual Artists (Onomatopee).
Der Herausgeber
Julius Wiedemann studierte Grafikdesign und Marketing und arbeitete in Tokio als Kunstredakteur für digitale Medien und Design-Magazine. Zu seinen TASCHEN-Titeln zählen Illustration Now!, Logo Design, Jazz Covers und Information Graphics.