7 Tage Spektakel der Befreiung
Wer bedauert, dass Street-Art und Graffiti kurzlebig ist, der sollte einen wirklich großen Bogen um die Kunst und Architektur machen, die mittlerweile unter dem Begriff Art of Burning Man gehandelt wird. Wobei: Gehandelt ist hier definitiv der falsche Begriff. Käuflich bzw. zu verkaufen ist hier nichts. Am Ende des 7-tägigen Events wird alles, was zuvor in mühevoller Kleinstarbeit durch die Wüste geschleppt und erreichtet und designt wurde, den Flammen zu Fraß vor geworfen. Ein riesiges, befreiendes Spektakel, dass keine Spuren hinterlässt – außer im Herzen und der Seele der Teilnehmer…
„Bei uns ist jeder willkommen. Wir haben keine Schranken und Hürden. Wir sagen nicht: „Wenn du jüdisch oder atheistisch oder schwul oder Muslim oder Christ oder Sozialist oder Republikaner bist, darfst du nicht reinkommen.“ Viele, viele Örtlichkeiten, die sich heilig nennen, errichten dagegen solche Hürden.“ David Best

Lebens- und überlebensfeindliche: Black Rock Desert
Etwa 100 Meilen von der Casino-Stadt Reno entfernt liegt in der lebensfeindlichen und unfruchtbaren Wüste Nevadas eine ausgestorbene, menschenfeindliche Gegend mit dem Namen Black Rock Desert. In den letzten 15.000 Jahren, seit der letzten Eiszeit, war diese Wildnis fast immer ein staubiger, ausgetrockneter Seeboden, über den der Wind hinwegheult und der von extremer Hitze am Tag und eisiger Kälte in der Nacht heimgesucht wird..
… und genau hier entstand eines der größten und großartigsten Events (der Begriff Festivals hinkt, kommt der Sache aber schon recht nahe – allerdings gibt es keine Hauptbühne, keinen Starkult, keine angsteinflößenden Securitys, keine finanzielle Transaktionen – es gibt nichts zu kaufen! – keine Getränke-Sponsoren, usw.). Ach ja: Angebetet wird auch niemand!

Von feuerspuckenden Tintenfischen und illuminerten Trojanischen Pferden
Dieses Ereignis ist die surreale und irrwitzige Location des Burning Man. Die Menschen, die sich hier von der Sonne braten und vom Staub einhüllen lassen, sind auf der Suche nach ganz unterschiedlichen Dingen: Gemeinschaftserlebnis, spirituelles Abenteuer, Outdoor Rave, alternative Lebensformen…. jeder hat seine eigene Erwartungen und nimmt seine eigenen Erfahrungen mit sich. Das „Festival“ bietet zudem die Bühne für einige der außergewöhnlichsten Kunstwerke im öffentlichen Raum weltweit: Ein mechanischer, feuerspuckender Tintenfisch, ein 15 m hoher Tempel aus Sperrholz, ein Illuminiertes Trojanisches Pferd, fahrende Kaffee-Törtchen, ein Schiffswrack, mitten in der Wüste und natürlich DER Man, der dem Ganzen den Namen verleiht – eine menschenähnliche Skelettskulptur, die am Ende des Festivals abgefackelt wird und zum legendären Burning Man wird.

Bilder mit Gänsehaut-Garantie
Autor und Fotograf NK Guy hat in einem wirklich außergewöhnlichen Taschen-Buch die besten und atemberaubensten Kunstwerke aus 16 Jahren Burning Man zusammengestellt – mit Gänsehaut-Garantie! Seine mitreißenden Bilder geben einen überzeugenden Eindruck von den Installationen und Skulpturen: „Kollektiv, vergänglich, partizipativ – sie alle existieren ein paar Tage lang hier in der Wüste, einfach nur, weil jemand etwas zum Ausdruck bringen wollte.“In prächtigen Triptychen wird wunderbar der Eindruck von Größe, Lebendigkeit und Staub zu verschiedenen Tageszeiten vermittelt.
Das Ergebnis ist Beweis nach dem Streben nach einer alternativen Lebensweise – und wenn es nur für ein paar Tage im Jahr ist – , die sich bewusst von Egoismus, Käuflichkeit und Machtspielen der Mainstreamkultur abwendet. „Burning Man ist eins der kulturellen Epizentren unserer Zeit und steht für reinen, ungehemmten künstlerischen Ausdruck.“

Burning Man – Kunst und Kult
Autor und Fotograf: NK Guy
Hardcover mit Ausklappseiten, 26 x 34 cm, 280 Seiten
aus dem Taschen-Verlag