Hinter allen Kunstwerken verbergen sich Geschichten – aber nicht nur solche, die über Entstehung und Provenienz Auskunft geben, sondern auch die unzähligen Anekdoten, die aus den Erinnerungen, den Erlebnisse und Gefühlen der Betrachter entstammen. „Wie Bilder zu uns sprechen, hängt bekanntlich nicht nur vom Bild ab, sondern auch davon, zu wem es spricht und wann und wo es das tut.“ Ihre ganz persönlichen Geschichten von 14 Kunstwerken erzählt uns Hanna Johansen, in ihrem Buch Bilder – Geschichten vom Sehen.
Die Auswahl der Werke scheint hierbei zufällig – aber vielmehr sind die Geschichten und Empfindungen von Johansen fundiert recherchiert, trotzdem zutiefst persönlich. So wurde sie bei der Auswahl der Werke, die sie uns vorstellt, unter anderem von eigenen Überraschungen geleitet, die sie mit diesen Arbeiten erlebte. Das Besondere ist zudem, dass es scheint, als ob die Autorin uns in ihrer Emotions- und Gedankenwelt mitnimmt. Sie entwickelt, verwirft und korrigiert diese Gedanken, Vergleiche und Empfindungen quasi in Echtzeit. Diese sind teilweise so individuell, dass sie teilweise nur schwer nachzuvollziehen sind, dafür aber um so mehr Mut machen, sich selbst beim nächsten Museums- oder Galeriebesuch auf seine eigene Gedankenwelt einzulassen und diese zuzulassen.
So überschreitet dieses Buch die Grenzen bekannter Bild-Betrachtungen und-Beschreibungen und taucht wesentlich tiefer in die eigene Gefühlswelt ein. Auch wenn hier exemplarische Kunstwerke herausgegriffen werden, liefert Frau Johansen doch universelle Starthilfe für den eigenen, offenen Umgang mit der Kunst- und Bilderwelt, die auch ohne akademisch fundierten Background funktionieren kann.
Hinweis: Ein Smartphone, ein Computer oder eine gut bestückte Sammlung an Kunst-Nachschlagewerke darf bei der Lektüre nicht fehlen, denn es gibt keine Abbildungen der besprochenen Kunst. Das erscheint zunächst wie ein Manko, aber bietet vermutlich eine wesentlich hochauflösendere Recherche-Möglichkeit als es eine kleine Abbildung im Buch geben könnte. Und ein Smartphone ist heute fast immer zur Hand.
Über die Autorin
Hanna Johansen, studierte in Marburg und Göttingen und lebt nach Aufenthalten in Ithaca, New York und Genf mittlerweile in Kilchberg bei Zürich.
Sie pulizierte zahlreiche Romane, Erzählungen und Bücher für Kinder, für die verschiedentlich unter anderm mit dem Marie Luise Kaschnitz-Preis, dem Solothurner Literaturpreis und dem Kunstpreis der Stadt Zürich ausgezeichnet wurde. Johansen ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
Über das Buch
Hanna Johansen
Bilder – Geschichten vom Sehen
DÖRLEMANN Verlag AG