Wie wird eigentlich aus „banaler“ Kunst aus Galerien und Museen massentauglicher Kult? Dieser Frage nähern sich die Autoren Francesca Bonazzoli und Michele Robecchi.
„Sicher wären nicht alle in diesem Band vertretenen Künstler besonders glücklich, wenn sie ihre Motive auf der Kaffeetassen und Pantoffeln wiederfänden. Aber im Grund verdanken sie genau dieser Art Popularität ihre Unsterblichkeit. […]“

Denn wer würde beispielsweise ‚Laokoon‚ oder ‚Das Mädchen mit dem Perlenohrring‚ kennen, wenn nicht die Medien sich der Motiven angenommen hätten?
„[…] Die Massengesellschaft hat sich die großen Werke der Kunst angeeignet, um sie zu Werbezwecken und für Merchandising einzusetzen. Man kennt sie, sie sind Teil des allgemeinen Bildervorrats, der uns tagtäglich umgibt. Wie der Kreislauf der Ideen ist auch der Kreislauf der Bilder ununterbrochen in Bewegung: Sie gehören allen und niemandem, da kann man nichts machen.“ Maurizio Cattelan
Zweifellos leben wir in einem visuellen Zeitalter, in dem Bilder einen großen Teil unseres Alltags ausmachen. Ständig sind wir konfrontiert mit optischen Zitaten aus allen Epochen der Kunstgeschichte. Das Buch „Da Vinci bei den Simpsons“ aus dem Prestel Verlag stellt sich der Frage, was einige der Meisterwerke aus der schier unendlichen Masse an Kunstwerken heraus hebt und sie zu Ikonen der Popkultur macht.

Wie war es möglich, das Botticellis ‚Venus‘ oder Munchs ‚Der Schrei‘ Weltruhm erlangte? Warum sind diese Motive heute auf T-Shirts, Postkarten und Werbeplakaten zu finden? Warum taucht das Konterfei von Da Vincis Mona Lisa in populären TV-Serien wie den Simpsons auf?

In dem Band werden die Geschichten von 30 Kunstwerken aus 2500 Jahren Menschheitsgeschichte erzählt. Angefangen von der Statue ‚Nike von Samothrake‘ bis hin zu Andy Warhols ‚Gold Marilyn Monroe‘ von 1962.
Wichtig ist immer ein sogenannter Ursprungsmythos: „Die Mona Lisa beispielsweise machte erst ein Diebstahl im Jahr 1911 zur Ikone.“ Bei Vermeers geheimnisvolles Mädchen mit dem Perlenohrring half Hollywood nach. Seit dem gleichnamigen Kassenschlager mit Scarlett Johansson kommen in das kleinen Museum Mauritshuis in Den Haag jährlich bis zu 250.000 Besucher.
So unterschiedlich diese Mythen auch sind, die im Buch aufgezeigt werden, eine Gemeinsamkeit lässt sich bei allen erkennen: Kopiere und zitiere ein Kunstwerk so oft, beispielsweise in Werbung, als Comic, auf Plakaten, auf Buchcovern oder Magazinen, bis das Original zu einer zeitlosen Ikone wird!
So schließt Francesca Bonazzoli sein Vorwort mit der Zusammenfassung:
„Zitate, Kopien, Missverständnisse, Umformungen, Verrat, Aktualisierungen, Auslöschung, all dies sind notwenidige Schritte in dem Prozess, der aus Kunst Kult, aus einem Bild eine moderne Ikone macht. Auch in der säkularen Religion der Kunst bewirkt die Weihe zum Kultobjekt die Freisetzung kreativer Energien.“
Da Vinci bei den Simpsons – Wie aus Kunst Kult wird
von Francesca Bonazzoli