„Ein Neger darf nicht neben mir sitzen“ – Eine deutsche Geschichte“ von David Mayonga aka Roger Rekless gehört zweifellos zu den kontroversesten Bücher, die ich in der letzten Zeit in der Hand hatte.
Erstes Zusammenzucken – hoffentlich schon beim Titel!
Das Problem, wenn man es so nennen will, fing bereits mit dem Titel an. Aber warum? Klar!, wegen des Worts „Neger“, bei dem man als weltoffener Mensch, der fern von Rassismus und Diskriminierung steht und auch die momentane politische und gesellschaftliche Entwicklung nach rechts für unerträglich hält, erst einmal erschrocken zusammenzuckt.
Aber genau darauf will der Rapper und Wortakrobat hinaus. Nicht nur ist es sein Anliegen, mit dem Titel der Leserin bzw. dem Leser das Unbehagen, das er selbst beim Wort „Neger“ empfindet, weiterzureichen; auch spiegelt es, das Wort, die Ausgrenzung wider, durch die er sich, nach eigenen Aussagen, das erste Mal seiner Andersartigkeit bewusst wurde – und das bereits im Alter von nur drei Jahren im Kindergarten.
„Ein Neger darf nicht neben mit sitzen“ ist ein Buch, das eine Spur tiefer bohrt, um den Leser kalt zu lassen. Man ertappt sich bei der Lektüre dabei, alles von sich weisen zu wollen und dann doch zugeben zu müssen, oft unreflektiert und vorschnell zu urteilen.
i-love-urbanart Redaktion
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte David seine Hautfarbe und Herkunft nicht hinterfragt. Im Gegenteil! Er brennt auch heute noch für seine bayrische Heimat Markt Schwaben und spricht, zumindest für mich, breitestes bayrisch. Und genau das ist er: Ein waschechter Bayer!
In dem Buch „Ein Neger darf nicht neben mir sitzen“ gibt der Musiker, Moderator und Sozialpädagoge einen Einblick in sein Leben – nämlich was es bedeutet, auf Grund seines Äußeren und seiner Erscheinung sofort in eine Schublade gesteckt zu werden und nicht dazuzugehören.
Angst vor Andersartigkeit
Dabei geht es in dem Buch nicht darum, dass David Mayonga sein Geschichte erzählt und seine Vergangenheit aufarbeitet, er geht weg von seinem speziellen Fall und betrachtet allgemein, warum Menschen (er selbst eingeschlossen) Angst vor Andersartigkeit haben und „warum es so wichtig ist diese Angst genauer zu betrachten. Warum diskriminieren wir andere Menschen und was macht dies mit unseren Mitbürgern, die diesen Diskriminierungen ausgesetzt sind.“
Das schreit eigentlich nach einem „erhobenen“ Zeigefinger – dieser wird aber zu keiner Zeit erhoben. Vielmehr werden die allgemeingültige Thesen durch persönliche Erlebnisse ergänzt und untermauert.
Angereichert wird das Buch noch von Gastbeiträgen unter anderem von Shahak Shapira, Imoan Kinshasa, Samy Delux und vielen anderen, die zum Thema Ausgrenzung und Rassismus auch einiges zu sagen haben.
Sollte noch jemand nach der Lektüre des Buches Zweifel am Appell gegen Angst und Vorurteile und für eine offene Gesellschaft haben, dem sei eine Lesung und / oder ein Konzert mit Roger Reckless an Herz gelegt. Die Wärme und Offenheit, die der Autor und Musiker ausstrahlt sollten auch den Letzten dazu einladen, sein Handeln zu hinterfragen und zumindest versuchen eingeschliffene Ressentiments zu überwinden.
Details zum Buch
EIN NEGER DARF NICHT NEBEN MIR SITZEN | Eine deutsche Geschichte
David Mayonga mit Nils Frenzel
KOMPLETT-MEDIA GmbH