Der Universalgelehrte Fritz Kahn (1888–1968) gilt als Pionier der Infografik. Ursprünglich war er Arzt im Berlin der Weimarer Republik, Aufklärer und Bestsellerautor. Man sollte denken, dass Kahn mit so viel Engagement alles getan hat, um sich bleibenden Ruhm zu sichern. Doch als er 1968 in einem Sanatorium in der Schweiz starb, war er, zumindest in Deutschland, weitgehend vergessen.
Kahn entdeckte eine Möglichkeit, Daten zu visualisieren, Jahrzehnte ehe Datenvisualisierung zu einer anerkannten Methode für die Aufbereitung und Interpretation von Informationen wurde. Steven Heller
Bevor Fritz Kahn vor der antisemitischen Hetze der aufziehenden Nazizeit aus Deutschland floh und es dank seines Fürsprechers Albert Einstein schließlich schaffte, Exil in den USA zu finden, war er ein erfolgreicher Autor populärwissenschaftlicher Bücher geworden. Die kreativen Darstellungen, die seine Bestseller illustrierten, folgten dem volksaufklärerischen Plan, biologische und physikalische Vorgänge einem breiten Laienpublikum verständlich zu machen.
Über die wohl bekannteste Arbeit, dem „Industriepalast“-Plakat von Fritz Kahn schrieb Steven Heller, es sei „präzise wie ein Dalí und ironisch wie ein Duchamp“
Das Buch „Fritz Kahn. Pionier der Infografik“ aus dem Taschen Verlag enthält mehr als 350 eindrucksvolle Illustrationen aus seinen Büchern, mit seinen Original-Bildunterschriften, drei Texten aus Kahns Feder, ein Vorwort von Steven Heller und einen ausführlichen Essay zu Kahns Œuvre und Bedeutung.
Über die Autoren
Die Geschwister Uta und Thilo von Debschitz haben gemeinsam bereits mehrere Bild/Text-Projekte realisiert. Für ihr erstes Buch, „Frank Kunert. Verkehrte Welt„, erhielten sie 2009 den Deutschen Fotobuchpreis und veröffentlichten im selben Jahr ihr erstes Buch über Fritz Kahn. Uta von Debschitz arbeitete bis 2002 als Architektin und ist seitdem als Journalistin mit den Themenschwerpunkten Kultur und Gesundheit tätig. 2010 kuratierte sie eine Ausstellung über Fritz Kahns visuelle Arbeit im Medizinhistorischen Museum der Berliner Charité. Zurzeit promoviert sie an der Universität der Künste Berlin über Kahns Visualisierungen. Thilo von Debschitz studierte Kommunikationsdesign und arbeitete als Designer und Artdirector bei internationalen Werbe- und Designagenturen. 1997 gründete er in Wiesbaden das Designstudio Q, das für seine Print- und Online-Medienprojekte bereits zahlreiche Preise gewonnen hat.