„Puschelhasen from Hell“ oder „Psycho mit Zuckerguss“
Der US-amerikanische Lowbrow-Maler Mark Ryden verbindet meisterlich die Themen Popkultur mit altmeisterlichen Techniken. Ihm gelingt es hierbei vortrefflich, die Grenzen zwischen den beiden Genre zu ineinander und verfließen zu lassen.
Zum ersten Mal erregte Ryden in den 1990ern Aufsehen, als er das Genre „Pop-Surrealismus“ in die Malerei einführte. Seine Themen und Motive schöpft er aus zahlreichen Quellen und verschmilzt dabei „ritualisiertes Spektakel“ mit Konsumgütern. So entstehen Tableaus, die nur so vor historischen und zeitgenössischen kulturellen Anspielungen strotzen.
In meiner Kunst muss ich die Fantasie erblühen lassen
„Zu Dingen, die Erinnerungen an die Kindheit wecken, fühle ich mich hingezogen. Unsere heutige Gesellschaft lässt der Fsantasie nur während der Kindheit Raum. Kinder können eine beseelte Welt sehen, inder Häschen weinen und Bienen Geheimnisse habe, in der „leblose“ Objekte lebendig sind.
Viele Leute meinen, die kindliche Welt der Fantasie sei albern und ernsthafte Betrachtung nicht wert, eine Welt, aus der man herauswachsen müsse. Modernes Denken verlangt, eine imaginative Verbindung zur Natur durch „reife“ Denkweisen über die Welt zu überwinden. Doch früher vermittelten Geheimnis und Mythologie den Menschen eine Beziehung zum Leben. Heute wird eine solche Denkweise als primitiv oder naiv betrachtet. Aber ohne sie schneiden wir und selbst von der Lebenskraft, der Weltseele ab, und wir fühlen uns leer und hungrig.
In meiner Kunst muss ich, davon bin ich überzeugt, die Fantasie erblühen lassen. Ich fürchte mich weder vor Nostalgie noch vor Sentimentalität. Ich legen Wert darauf, mir die Zeit zu nehmen, um ein „schönes“ Gemälde zu schaffen. Ich will meinen Gemälde Leben einhauchen.“ Mark Ryden
Karrierestart mit „karnevaleske“ Kunst
Der Ausnahmekünstler Ryden begann seine Karriere als kommerzieller Künstler mit dem Schwerpunkt auf Platten- und Buchcovern. Er studierte am Art Center College of Design in Pasadena. Sein Gemälde The Tree of Life war Bestandteil der Ausstellung „The Artist’s Museum, Los Angeles Artists 1980–2010“ im Museum of Contemporary Art in Los Angeles (MOCA) und seine Arbeiten haben zum künstlerischen Dialog beigetragen, der seit den 1980ern in Los Angeles stattfindet.
Rydens Bilder wurden als „karnevaleske“ Kunst bezeichnet, die lustig wirkende Bildkompositionen mit Elementen aus Kitsch, Groteskem und Ordinärem kombinieren. Er wurde mit dem niederländischen Maler Hieronymus Bosch verglichen, dessen fantastische Bilder auch häufig von barockem Überschwang zeugen und den Betrachter mit düsteren allegorischen Botschaften in ihren Bann ziehen.
„Ich verschlinge dieDinge, die ich mag: Bilder von Insekten, Gemälde von Bouguereau und David, Bücher über Phineas T. Barnum, Filme von Ray Harryhausen, alte Fotos von fremden Leuten, Kinderbücher über das All und die Wissenschaft, medizinische Illustrationen, Musik von Frank Sinatra und Debussy, Magazine, TV, Jung und Freud, Ren und Stimpy, Joseph Campell und Nostradamus, Ken und Barbie, Alchemie, Freimaurer, Buddhismus.“ Mark Ryden
Rydens Vokabular reicht von kryptisch bis kokett, er wandelt auf einem schmalen Grat zwischen nostalgischem Klischee und verstörendem Archetyp. Seine unendlich detaillierten Oberflächen werden bevölkert von einer Menagerie aus altem Spielzeug, anatomischen Modellen, ausgestopften Tieren, Skeletten und religiösen Devotionalien.
Wie ein Kuriositätenkabinett bilden seine Bilder ein Labyrinth aus Geheimnissen und Intrigen und erwecken in uns Gefühle von Nostalgie, Introspektion, Einsamkeit und Ruhe. Fleisch ist ein häufig wiederkehrendes Thema in seinem Oeuvre – ein weiteres Beispiel seiner Fähigkeit, Alltägliches in etwas Verstörendes zu verwandeln.
Die TASCHEN-Monografie Pinxit folgt thematisch Mark Rydens größten Ausstellungen –„The Meat Show, „Wondertoonel“, „The Snow Yak Show“, „The Gay 90s“, „The Tree Show“, „Bunnies and Bees“ – und enthält wichtige Essays zu seinem Werk. Das Buch ist in mehreren Ausgaben erhältlich.