Hallo Mitra, vielen Dank, dass du dir Zeit für dieses Interview genommen hast – trotz deiner vielen Kurse, die du gibst, deiner Familie und natürlich deiner Kunst! Deshalb geh ich auch gleich mal zu meinen Fragen über:
Seit wann malst du? Also, seit wann malst du in diesem Stil?
Ich male seit frühester Kindheit mal mehr, mal weniger. Seit meinem Studium 2003 zur Kommunikationsdesignerin wieder häufiger, doch die Ausbildung aus künstlerischer Sicht beinhaltete hauptsächlich Illustration. Ich wollte jedoch nicht nur bei Markern und Skizzen-Zeichnungen bleiben. Mich berührte vor allen Dingen Porträts.

Unplugged
2019
Acryl, Cutter on Cardborad
Ich bin schon während des Studiums Mama geworden und nahm nach der Ausbildung als Designerin etliche Jobs an, um für meine Tochter und mich Sorgen zu können. Die Sehnsucht danach meine Fähigkeiten als Künstlerin zu verbessern und eines Tages davon leben zu können, war so groß, dass ich abends und auch nachts, wenn meine Tochter schlief, wieder anfing zu malen. Ich übte das Porträt-Zeichnen mit Aquarell und meine ersten großen Leinwände mit Acryl und Lackfarben. So brachte ich mir langsam die Techniken selber bei. Try and Error Prinzip.
Kunst ist eine Form von Wahrheit, die man offenbart, verkleidet in Schönheit!
Was ist es, das dich antreibt?
Ich habe eine tiefe Gewissheit, dass ich was zu erzählen habe. Und das, was ich zu erzählen habe, geht am Besten durch die Kunst. Weil Kunst nicht aufdringlich ist. Sie spricht nur zu den Menschen, die auch „hören“ wollen. Kunst ist eine Form von Wahrheit, die man offenbart, verkleidet in Schönheit, dennoch kraftvoll und mit viel Freiheit interpretiert werden zu können. Der Betrachter sieht, was er sehen kann und möchte.

Remember Peace
2019,
80 x 170 cm
Acryl on Canvas
Würdest du sagen, du hast deinen Stil gefunden?
Ich hoffe nicht! Ich finde, es wird viel zu früh von einem Künstler erwartet einen gewissen Stil zu repräsentieren. Häufig liegt der Hintergrund darin, dass bestimmte Käufer/Abnehmer immer die gleiche Qualität oder Bildsprache von einem Künstler/Illustrator haben wollen. Ich persönlich finde das unförderlich. Ich werde oft gefragt, warum jedes Bild anders ausschaut oder warum ich oft in „Stil“ und Technik variiere. Der Grund liegt darin, dass ich selbst immer dazu lernen möchte. Dass ich mich mit jedem Kunstwerk herausfordern will und etwas Neues ausprobieren möchte. Ich wachse menschlich, ich werde reicher an Erfahrungen und immer selbstbewusster, um schwach sein zu dürfen. All diese menschlichen Entwicklungen sollten sich doch auch in meiner Kunst zeigen.
An einen Stil und einer Bildsprache zu verharren wäre für mich Stillstand und da bin ich hoffentlich weit von entfernt.

’cause my soul just don’t fit in one
2018
Acryl on Paper, PasteUp on Cardboard
Ganz oben auf der Liste steht vor allen Dingen: DANKBARKEIT!
Was sind deine Pläne? Deine Wünsche? Und gibt es Ziele, die du erreichen möchtest?
Ich bin gerade dabei mir Zeit zu nehmen, um zu reflektieren und das letzte Jahr Revue passieren zu lassen. Häufig ertappe ich mich im Alltag, von einem Projekt zum Nächsten schwingend und mich in To Do’s, Kunstmärkten, Ausstellungen und Aufträgen „verlierend“, ohne manchmal wirklich zu prüfen, wo ich selbst hinsteuern möchte. Ein großer Faktor liegt darin, dass das was ich als Künstlerin schaffe, ja auch finanziell einen Beitrag abwerfen muss, um eine Familie ernähren zu können. Ich verfahre meisten so, dass ich mir ein Jahr „gönne“, um Erfahrungen zu sammeln mit den vorher gesteckten Zielen, die ich im Laufe des Jahres abarbeite. Anfang des Jahres prüfe ich, was dann Sinn macht weiter zu verfolgen und was ich Ausbauen und Verbessern kann. Was ich abgeben muss, um andere Dinge zu vertiefen und so weiter. Denn genauso wichtig wie meine Arbeit als Künstlerin sind mir meine Kinder – meine Familie.
Ganz oben auf der Liste steht vor allen Dingen: DANKBARKEIT!
Ich hatte das große Glück auf der Stroke Urban Art Fair in München zwei wundervolle Menschen und Künstler an meiner Seite gehabt zu haben, mit denen ich jetzt in einem Künstler Kollektiv sein darf: AMIKO ART COLLECTIVE
Darin sehe ich für uns drei ein großes Potential. Zu dritt bündeln wir unsere Talente und können viel mehr erreichen und Menschen berühren als alleine. Der gemeinsame Austausch bringt mir als Einzelkünstlerin und Mensch zudem auch sehr viel.

2018, 50 x 70 cm
Aquarelle ( Schmincke ) on Watercolorpaper
Außerdem möchte ich dieses Jahr unbedingt ein Buch schreiben. Es ist total neu und ich bin sehr unerfahren in diesem Gebiet. Trotzdem lässt mich der Gedanke nicht los und da ich oft sehr intuitiv handele, nehme ich diesen Gedanken sehr ernst und werde in definitiv umsetzten. Was letzten Endes mit dem Geschriebenen passiert, ist nebensächlich. Erstmal muss ich aktiv werden und das geschieht bereits. Alles andere steht in den Sternen.
In Planung ist des Weiteren mehr Skillshare Online Kurse anzubieten. Denn das, was ich kann, möchte ich gerne weitergeben. Selbst an Workshops teilzunehmen, von Künstlern, die ich entweder menschlich oder von der Technik her verehre, ist auch schon in Planung. Ich möchte lernen, lernen, lernen.
Eine Malreise mit AMIKO wäre ein Traum.
Aber alle Träume aufzulisten, wäre ein Buch für sich. Wichtig ist nur, Träume zu haben. Sie ganz hoch zu halten, und zu feiern, als wären sie schon wahr geworden.
Liebe Mitra, vielen Dank für das Interview, die offenen Worte und die Einblicke, die du uns in dein Leben gegeben hast. Alles Gute und viele kreative Ideen für dich und deine Pläne und Ideen.