Monica Foggia und Valeria Quattrochi haben mit der Graphic Novel über die weltberühmte Künstlerin, Feministin und Rassismus-Gegnerin Niki De Saint Phalle ein beeindruckendes, weil unterhaltsames und zugleich tiefgreifendes Werk vorgelegt. An ausgewählten, exemplarischen Stationen wird die Entwicklung, das Leben und vor allem das Schaffen und Denken der Ausnahme-Künstlerin erzählt und vorgestellt.
Catherine Marie-Agnès Fal de Saint Phalle, unter diesem Namen wurde die Malerin, Bildhauerin und Filmemacherin 1930 in einem Pariser Nobelvorort geboren – ihre Assemblagen, die Performancekunst bis hin zu ihren Filmen prägen die Kunstwelt so tief, wie wenige Künstler*innen das bisher geschafft haben. Nach der finanziellen Pleite ihres Vaters zog sie nach New York. Bereits 1948 zeigten sich ihre künstlerischen Neigungen – sie plante Schauspielerin zu werden – und begann nach der Geburt ihrer beiden Kinder, zu malen. Die Malerei war aber nicht nur Hobby, sondern zugleich auch Therapie, um den Missbrauch durch ihren Vater zu verarbeiten.
Mit ihrer Performance-Reihe Tir (Schuss) legte sie den Grundstein für ihren Ruhm. Künstlerin und Publikum schossen mit Gewehren auf Gipsreliefe voll mit Farben und Alltagsgegenständen – durch diesen gewaltsamen Akt wurden die „Gespenster“ der Vergangenheit vertrieben. Niki beschäftigte sich ebenfalls mit dem Thema matriarchale Gesellschaft und begann sich mit weiblichen Formen auseinanderzusetzen. Hierbei entstanden die berühmten Skulpturen der Nanas. Diese Figuren symbolisierten das Prinzip von Geburt, Leben und Wiedergeburt. „Die Nanas sind freie, emanzipierte und vor Gesundheit strotzende Verkörperungen der Lebensfreude.“ Die eigenwillige Außenseiterin griff insgesamt in ihren Werken gesellschaftliche und politische Fragen auf, kritisierte traditionelle Geschlechterrollen und beleuchtete kontroverse Themen des öffentlichen Diskurses.
Sie lernte viele Künstler kennen, darunter Jasper John, Robert Rauschenberg und Jean Tinguely, den sie später heiraten sollte. Mit ihm und seinen mechanisch, animierten Skulpturen sollte es in den nächsten Jahren, bis zu seinem Tod, eine besondere künstlerische Verbindung geben.
1966 erschuf Niki de Saint Phalle eine 28 Meter hohe Skulptur, die Hon. Das war eine riesige Nana in Rückenlage, in die Besucherinnen und Besucher eintreten und über die Vagina wieder hinausgehen konnten. Hier befand sich zudem noch eine Milchbar, ein Planetarium, ein Liebessofa, ein Sandwich-Automat und eine Postkartenauslage. Die Hon sollte das Weibliche als Ursprung allen Lebens symbolisieren.
Von 1980 bis 86 widmete sich Niki dem Tarot-Garten in Italien. Dieser sollte Natur und Fantasie miteinander in Dialog bringen. 22 übergroße Skulpturen, inspiriert durch Tarotkarten, symbolisieren ebenfalls wieder die Kraft der Weiblichkeit. In der Figur der Herrscherin lebte Niki acht Jahre lang. Bemerkenswert ist, dass das Gebäude ohne rechten Winkel auskommt, sondern nur aus Rundungen und Wellenformen besteht – wie eine Gebärmutter. Schlafzimmer und Küche befanden sich in den Brüsten.
Nachdem sich ihr Gesundheitszustand wegen des ständigen Kontakts mit Glasfasern und anderen giftigen Substanzen nach und nach verschlechtert hatte, zog sie nach Kalifornien, um ihr chronisches Lungenleiden zu lindern. Auch hier ging ihr kreatives Schaffen weiter und sie thematisierte die aggressiven Tendenzen in der westlichen Welt und den „Kampf der Kulturen“.
Niki de Saint Phalle schaffte es, ihr Wesen und die Widersprüche ihrer Zeit zu durchdringen und gestalterisch zu interpretieren. So schuf sie sich den Titel als eine der einflussreichsten und wichtigsten zeitgenössischen Künstlerinnen.
In dieser Graphik Novel wird das bunte und schillernde Leben von Niki De Saint Phalle an Hand von einigen exemplarischen und prägenden Ereignissen und Szenen vorgestellt. Neben ihrer Kunst, die natürlich im Zentrum steht, werden auch immer die Haltung, die Beweggründe und natürlich die Einflüsse skizziert, die die Künstlerin zu dem angetrieben hat, was wir heute mit Niki De Saint Phalle verbinden.
„Diese illustrierte Biografie betrachtet Niki de Saint Phalles außergewöhnliches Leben und erzählt die Geschichte einer unangepassten Visionärin, die von einer gerechteren Welt träumte.“
Details zur Graphic Novel
Monica Foggia
Niki de Saint Phalle – Die illustrierte Geschichte
Mit Illustrationen von Valeria Quattrocchi
Verlag Prestel