MALEREI IM INFORMATIONSZEITALTER
Von Robert Rauschenberg und Maria Lassnig bis zu Albert Oehlen und Charline von Heyl
Jahre lang galt die Malerei als tod und überholt – so überrascht es, dass das Wiedererwachen des Interesses an zeitgenössischer Malerei mit der unaufhaltsamen Entwicklung der neuen digitalen Technologien zusammen fiel. Schon seit den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelten sich die fortschrittlichsten Ansätze auf dem Gebiet der Malerei – nicht nur in den USA, sondern auch in Westeuropa.
Ironischerweise ist es der Malerei immer wieder gelungen, jene Mechanismen zu integrieren, die für ihr angebliches Ableben verantwortlich sein sollten: Das Aufkommen des Fernsehens und des Computers bis zur sogenannten „Internetrevolution“.
Die Ausstellung im Museum Brandhorst „Painting 2.0: Malerei im Informationszeitalter“ stellt als erstes groß angelegtes Ausstellungsprojekt die „Aneignung und Transformation von Informationstechnologien in der westeuropäischen und nordamerikanischen Malerei seit den 1960er Jahren“ vor.
Die Ausstellung setzt mit „Pop Art“ und „Nouveau Réalisme“ zeitlich lange vor der Digitalisierung und dem Internet ein. Dieser vielschichtigen Geschichte der Malerei im erweiterten Feld geht die Ausstellung bis in die Gegenwart nach – bis hin zu den weitreichenden Folgeerscheinungen des interaktiven Web 2.0 wie den Sozialen Medien und Daten-Clouds.
Eine treibende Kraft dieser Entwicklung ist die Kollision zwischen den visuellen Codes des Spektakels und den subjektiven Spuren malerischer Expressivität.
„Painting 2.0“ zeigt, dass die expressive Geste immer wieder mit dem Begehren verknüpft war, die virtuelle Welt des Informationszeitalters an den Erfahrungsraum des menschlichen Körpers rückzubinden. Die avancierte Malerei der letzten 50 Jahre weist die vermeintliche Opposition zwischen Humanem und Technischem, Analogem und Digitalem als wechselseitig aufeinander bezogene Spannungsfelder aus.
Erstmals seit der Eröffnung des Museums Brandhorst 2009 erstreckt sich mit „Painting 2.0“ eine Ausstellung über das gesamte Haus. Abgesehen von dem eigens für Cy Twomblys „Lepanto“-Zyklus geschaffenen Raum im Obergeschoss wird„Painting 2.0“ auf allen drei Stockwerken zu sehen sein. Die Erweiterung der Malerei seit den 1960er-Jahren wird in drei eng miteinander verknüpften Sektionen, auf je einer Etage des Museums präsentiert, nachgezeichnet.
Auf der Eingangsebene widmet sich „Geste und Spektakel“der Frage, wie malerische Gestik eingesetzt wurde, um einer Spektakelkultur zu begegnen: von einer Protesthaltung kommerziellen Bildern und ihren Medien gegenüber, wie sie sich in den Schießbildern von Niki de St. Phalle oder den abgerissenen Plakatwändender Affichisten Mimmo Rotella, Jacques Villeglé und Raymond Hains zeigt, bis hin zu malerischen Strategien, die sich die Sprache der Populärkultur aneigneten wie in Keith Harings „Subway Drawings“, Albert Oehlens Computerbildern oder den mittels Photoshop bearbeiteten Leuchtkästen Kelley Walkers.
Im Obergeschoss beschäftigt sich die zweite Gruppe unter dem Überbegriff „Exzentrische Figuration“ damit, wie sich Vorstellungen von Körperlichkeit unter dem Einfluss einer kommerziellen Massenkultur und neuer Technologien verändern.
Buchstäblich „exzentrische“ Figuren wie bei Philip Guston und prothetische Körper wie bei Maria Lassnig, aber auch exzentrische Gesten wie bei Amy Sillman sowie Strategien des Karikierens wie bei Nicole Eisenman bezeugen die komplexe Verflechtung von Körper, medialem Bild und Technologie ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Im Untergeschoss widmet sich „Soziale Netzwerke“ malerischen Positionen, die eine „Netzwerkgesellschaft“ als solche ausweisen, sowohl durch Praktiken der Bildzirkulation als auch durch die Thematisierung spezifischer sozialer Kontexte.
Andy Warhols „Factory“, die Gemälde und Aktionen des Kapitalistischen Realismus von Sigmar Polke, Gerhard Richter Konrad Lueg und Manfred Kuttner, die Künstlerinnen um die feministische New Yorker A.I.R. Gallery, aber auch zeitgenössische Positionen des sogenannten „Network Painting“, wie zum Beispiel Seth Price oder R.H. Quaytman, demonstrieren, wie sich Vorstellungen von Gemeinschaft und sozialem Austausch seit den 1960er-Jahren gewandelt haben.
Mit über 230 Werken von 107 Künstlerinnen und Künstlern ist „Painting 2.0“international eine der umfangreichsten musealen Malereiausstellungen der letzten Jahre.
Die Ausstellung wurde kuratiert von Achim Hochdörfer, David Joselit mit Manuela Ammer – Assistenzkurator: Tonio Kröner
„Painting 2.0: Malerei im Informationszeitalter“ ist eine Kooperation mit dem mumok — Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien.
Die Ausstellung wird gefördert durch PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne e.V. Presseabteilung der Pinakotheken
Die Ausstellung wird gefördert durch PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne e.V. Presseabteilung der Pinakotheken
Der Ausstellungskatalog „Painting 2.0 Malerei im Informationszeitalter“ ist im Prestel Verlag erschienen.
Kontakt:
Das Museum Brandhorst
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