Die Farbenladen-Ausstellung von Patrick Hartl am 05.02. 2016 (mehr Infos: hier) – SAY MY NAME
Interview mit dem Farbenladen München:
Farbeiladen (FL)“Du sagst in deinem Video auf deiner Website, dass nicht nur das fertige Bild, sondern auch der Weg, die ganzen Schichten die dahin führen, wichtig sind. Das Leben besteht auch aus vielen Schichten. Ab wann war Dir dein Weg in die Kunst klar? Gleich mit 15 als Du dein erstes Graffiti gemacht hast oder ab welchem Motiv hast Du gemerkt, dass die Kunst nicht nur ein Hobby ist?“
Patrick Hartl (P.H.): Diese Entscheidung entwickelte sich mit der Zeit. Durch Graffiti kam ich auf die Idee beruflich eine kreative Laufbahn einzuschlagen und besuchte die Fachoberschule für Gestaltung.
Anschließend studierte ich Design mit Schwerpunkt Freie Kalligrafie. Seitdem zieht sich die Arbeit mit Schrift wie ein roter Faden durch meine kreative Laufbahn. Ich habe auch lange als Illustrator und Photoshop-Artist gearbeitet, aber meine eigene Kunst wurde mir einfach irgendwann zu wichtig, als dass es mir gereicht hätte, sie nur in meiner Freizeit auszuüben.
FL: Graffiti findet man traditionell oft auf Steinmauern. Welche verschiedenen Untergründe und Materialien verwendest Du für deine Werke?
P.H.: Ich arbeite auf Wand (Stein, Beton etc.), Holz, Kunststoff, Metall, Leinwand und Papier. Ich brauche generell eigentlich nicht viel – Stift, Pinsel oder Sprühdose und es kann losgehen. Ich hab schon unter den verschiedensten Umständen gemalt und bin ja generell eher der Freestyler.
Mit den Jahren hat man doch ein in gewisses Repertoire und handwerkliches Können das man unabhängig von der Situation abrufen kann. Natürlich arbeite auch ich am liebsten in Ruhe im eigenen Atelier mit Hund und Kollegen und einer großen Auswahl an Materialien um mich herum, aber es geht auch mit weniger. Manchmal entstehen die besten Arbeiten, wenn die Mittel und Bedingungen sehr eingeschränkt sind.
FL.: Kalligraphie ist die Kunst des „Schön-Schreibens“ von Hand – Was ist dann Calligraffiti und was macht es für Dich aus?
P.H.: Kalligrafie ist weit mehr als nur die Kunst des „schönen Schreibens. Beim Schreiben entsteht mehr als das Offensichtliche – ein Bewegungsrhythmus, der die Buchstaben umgibt. Lässt man die Buchstaben weg, bleibt die Bewegung übrig. Kalligrafie, egal ob in lesbarer oder nicht lesbarer Form visualisiert Formen, die aus dem Inneren des Menschen kommen. Die Kalligrafie ist somit „Visualisierung der menschlichen Bewegung“. Calligraffiti ist eine Kunstform die Elemente von Graffiti und Kalligrafie vereint. Im Unterschied zur klassischen Kalligrafie wird nicht hauptsächlich in kleinen Formaten auf Papier gearbeitet, sondern darüber hinaus mit allen möglichen Schreibwerkzeugen (Marker, Sprühdose, Besen etc.) auf verschiedensten Untergründen und in allen möglichen Größen – zum Teil ganzen Hausfassaden.
FL.: Um den Pionier dieser Kunstbewegung Niels „SHOE“ Meulman zu zitieren: „Calligraffiti is traditional handwriting with a metropolitan attitude“. Dein Werk „Meinsmeinsmeins“ wurde, wie Du in Deiner Galerie auf Facebook schreibst, von „Findet Nemo“ inspiriert? Wie wählst Du sonst die Worte, die du in deinen Kunstwerken gebrauchst? Graffiti ist ja ursprünglich die Kunst seinen Namen in Form eines Pseudonyms in einem urbanen Umfeld bekannt zu machen.
P.H.: Im Großen und Ganzen ist das immer noch die Essenz meiner Arbeit – STILL JUST WRITING MY NAME! Natürlich nicht ausschließlich, aber der textliche Inhalt meiner Arbeiten entsteht meist ganz spontan. Oft sind die ersten Wörter, die ich schreibe, die Namen der Menschen die gerade um mich sind während ich an einem Bild arbeite. Mir geht es nicht in erster Linie um Lesbarkeit und die Vermittlung von konkreten Inhalten, sondern viel mehr um einen gewissen Ausdruck, einen „Flavor“ den ich versuche in meinen Bildern einzufangen. Nach über 20 Jahren Graffiti gibt es visuell gesehen nichts was ich mehr liebe als eine 10 Jahre alte Wand, die besprüht, gereinigt, wieder besprüht, überstrichen oder ausgebessert wurde, wieder und wieder, Schicht für Schicht. Das macht heute für mich den Essenz von Graffiti aus, diese „Fragmente der Geschichte““ – und diese Stimmung, dieser „Flavor“ ist es den ich versuche in meinen Arbeiten einzufangen und festzuhalten.
FL.: Schreibe ein Adjektiv zu jedem Buchstaben:
P.H.:
H andschriftlich
A bstrakt
R andlos
T ypografisch
L ive
FL + P.H.: Fragen mit einem Wort beantworten: Dein Lieblingswort? Writer Dein Lieblings Schreibutensil? Marker Deine Farbe? Schwarz Du in 10 Jahren? Neunundvierzig Deine letzte Kreation war? Stylefighting Dein Leben? Weg Dein Wochenende? Vernissage Deine Jahreszeit? Frühling Deine Musik? Funk Dein fahrbarer Untersatz? Fahrrad Deine Heimat? München Dein München? Westside Deine Schuhe? Airmax Was liegt gerade neben Dir? Keiko
Über den Künstler PATRICK HARTL
Stil: Graffiti, Grafikdesign | Heimat: München
PATRICK HARTL
Schrift ist seine Leidenschaft. Mit 15 sprühte PATRICK HARTL sein erstes Graffiti, im Studium entdeckte er dann die Leidenschaft für Kalligrafie. Für ihn entsteht beim Schreiben mehr als das Offensichtliche – ein Bewegungsrhythmus, der die Buchstaben umgibt. Lässt man die Buchstaben weg, bleibt die Bewegung übrig. Kalligrafie, egal, ob in lesbarer oder nicht lesbarer Form visualisiert Formen. die aus dem Inneren des Menschen kommen. Die Kalligrafie ist somit „Visualisierung der menschlichen Bewegung“. PATRICK HARTL vereint alte Handwerkskunst mit jungem Streetstyle – mit einem fantastischen Ergebnis.