Mit dem Buch „1000 Tattoos“ haben Burkhard Riemschneider und Henk Schiffmacher ein Buch über Tätowierungen herausgegeben, das nicht nur als Vorlagengeber dient, sondern zugleich den interessierten Laien als auch Voyeure anspricht. Zu sehen sind Tätowierungen bei verschiedenster Naturvölkern, vor allem aber auch Motive längst vergangener Tage, die auf den ersten Blick ein Schmunzeln ins Gesicht des Betrachters zaubern – auf den zweiten Blick aber staunen lassen, da auch vor mehr als 100 Jahren die Qualität bei Körperbemalungen erstaunlich hochwertig waren. Die Bezeichnung „wahres Oldschool Schatzbuch“ für den Bildband aus dem Taschen-Verlag passt sehr gut auf den ersten Teil des Buches, unterschlägt aber den Teil mit japanischen bzw. zeitgenössischen Tätowierungen.
Das Hauptaugenmerk bei liegt bei „1000 Tattoos“ zweifelsohne auf den unzähligen (vermutlich 1000) Abbildungen, die dem Buchtitel alle Ehre machen. Trotz Konzentration auf Fotografien und Bildmaterial ist der Text (auch auf Englisch und Französisch) äußert informativ und unterhaltsam. Kurioses aus vergangenen Tattoo-Zeiten werden anschaulich zum besten gegeben. Beispielsweise erfährt man folgendes über die Arten und Abarten von Tätowier-Maschinen und dem entsprechenden Zubehör:
„Bei den Profis ist dieser Griff von einem Schlosser aus chirurgischem Stahl gedreht, wohingegen die Amateure Kugelschreiber, Patronenhülsen, Strohhalme oder gebogene Eßlöffel, L-förmige Halterungen aus Holz, Plastik oder Aluminium verwenden, die durch Brotteig, Zahnpasta, Kaugummi oder Teer zusammengehalten werden oder mit Kupferdrath oder Klebeband zusammengeflickt sind.“
Die Beschreibung lässt schon Übles ahnen, wird ab er noch getoppt durch die Beschreibung der verwendeten Farbstoffe:
„Die Farbstoffe werden aus Ruß, verkohlten Nüssen, Harz, der Asche von verbrannten Körpern, Tieren, Pflanzen und anderen organischen Stoffen gewonnen und mit Alkohol, Wasser, Urin, Spucke, Sperma, Blut oder pflanzlichen Säften gebunden.“
Vor diesem Hintergrund ist es vielleicht verständlich, dass dem Wesen des Tätowierens viele immer noch mit Skepsis begegnen. Nicht erwähnt werden muss, dass die Praxis heute in einem gängigen Studio eine komplett andere und im allgemeinen eine professionellere ist.
Über die Herausgeber:
Der Kunsthistoriker Burkhard Riemschneider ist Galerist in Berlin und verfasste bisher verschiedene Monografien über Künstler der Gegenwart.
Henk Schiffmacher hingegen gilt als einer der Stars der Tattoo-Szene. Sein Studio in Amsterdam ist Legende und sein Tattoo-Museum mit historischen Fundstücken und aktuellen Arbeiten wurde zur Pilgerstätte unzähliger Fans.