ITALIEN VOR AUGEN.
FRÜHE FOTOGRAFIEN EWIGER SEHNSUCHTSORTE
Vorankündigung: 23. FEBRUAR BIS 3. SEPTEMBER 2023
Ausstellungshaus der Graphischen Sammlung
Auf dem Canal Grande schippernde Gondolieri, der Schiefe Turm von Pisa oder die Altertümer Roms: Zahlreiche Fotografien von Giorgio Sommer, dem Unternehmen der Gebrüder Alinari, Carlo Naya oder auch Robert Macpherson prägten das Bild von Italien als Sehnsuchtsort.
Das Städel Museum präsentiert vom 23. Februar bis 3. September 2023 eine Auswahl früher Italienfotografie. Die Ausstellung versammelt insgesamt 90 bedeutende Aufnahmen der Jahre 1850 bis 1880 aus der eigenen Sammlung. Es ist eine fotografische Tour entlang der bekanntesten Routen mit den Stationen Mailand, Venedig, Florenz, Rom und Neapel.

Venedig: Blick auf Markusbibliothek, Campanile und Dogenpalast
Um 1875 | Albuminpapier auf Karton 41,3 x 54.1 cm
Foto: Städel Museum, Frankfurt am Main
Seit Generationen träumen sich die Menschen nach Italien: Das mediterrane Klima, die facettenreiche Natur und die vielfältige Kultur machten das Land schon früh zu einem bevorzugten Reiseziel. Als mit dem Ausbau der Eisenbahnstrecken in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein reger Tourismus entstand, eröffneten an den Orten mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Fotografenstudios.
„‚Italien vor Augen‘ lädt zu einer fotografischen Reise ein: von Mailand über Venedig und Florenz
Philipp Demandt, Direktor des Städel Museums
bis nach Rom und Neapel. Zugleich gibt die Schau einen Einblick in die Geschichte der fotografischen Sammlung des Städel Museums: Der damalige Direktor Johann David Passavant erkannte früh die Möglichkeit, durch das Medium der Fotografie Kunstwerke und Kulturschätze uneingeschränkt zugänglich zu machen. Damit führte er die Leitidee unseres Museumsgründers, Johann Friedrich Städel, vortrefflich fort.“
Für Reisende wurden die dort angebotenen Aufnahmen noch vor Erfindung der Bildpostkarte zu einem beliebten Souvenir, das auch per Versandhandel international vertrieben wurde. Bereits in den 1850er-Jahren erwarb der damalige Direktor Johann David Passavant Fotografien für die Sammlung des Städel Museums. Sowohl das kunstinteressierte Publikum als auch die Schüler der angegliederten Kunstakademie sollten sich anhand der Abzüge eine Vorstellung vom Süden Europas und seinen
Kunst- und Naturschätzen machen. Damit rückte die Ferne näher und gleichzeitig bestimmten die im Umlauf befindlichen Motive, was als sehenswürdig zu erachten ist. Noch heute wirken die Szenerien von damals fotografisch nach.

Neapel: Der Ausbruch des Vesuvs am 26. April 1872, 15 Uhr 1872
Albuminpapier auf Karton 18,1 x 24,1 cm
Städel Museum, Frankfurt am Main, Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e.V. | Foto: Städel Museum, Frankfurt am Main
Bilderreise durch Italien
Die klassische Reiseroute durch Italien verlief nach Überquerung der Alpen gewöhnlich durch den Norden nach Mailand, Genua und Venedig, führte weiter nach Florenz und Rom und endete in Neapel und Pompeji. Die Hauptattraktionen der Architektur und der Landschaft wurden von den Fotografen ab den 1850er-Jahren festgehalten. Die fotografischen Gestaltungsweisen zeigen eine große Ähnlichkeit mit
denen von Malerei, Zeichnung und Druckgrafik. Um Bildern eine idyllische Stimmung zu verleihen, wählten die Fotografen den Aufnahmestandort mit Bedacht, achteten für ein fein abgestuftes Schattenspiel auf die Tageszeiten oder integrierten Modelle zur Belebung der Komposition. Viele Fotografen wie Pompeo Pozzi (1817–1880), Gioacchino Altobelli (1814–1878) oder Enrico Van Lint (1808–1884) verfügten über eine künstlerische Vorbildung. Auch zahlreichen Auswanderern eröffnete das schnell wachsende Gewerbe ein Einkommen: Robert Macpherson (1814–1872), EugèneSeite 3 / 6
Constant (aktiv in Rom 1848–1852), Jakob August Lorent (1813–1884), Alfred August Noack (1833–1895) oder Giorgio Sommer (1834–1914) kamen aus Großbritannien, Frankreich und Deutschland nach Italien. Die breit zirkulierenden Motive prägten den Reisekanon.
Die damals in Umlauf befindlichen fotografischen Aufnahmen vermitteln ein Bild von Italien als zeitlosem Sehnsuchtsort. Sie sind nur bedingt als Wirklichkeitsausschnitte zu begreifen. Die Region war vor allem durch die nach 1815 einsetzende nationale Einigungsbewegung (Risorgimento) geprägt, die mit zahlreichen militärischen Auseinandersetzungen einherging und erst 1870 mit der Einnahme Roms endete. Auf die gleichzeitige Entwicklung des Tourismus und der Fotografie im Land hatten
die politischen Konflikte jedoch kaum einen hemmenden Einfluss.
ITALIEN VOR AUGEN. FRÜHE FOTOGRAFIEN EWIGER SEHNSUCHTSORTE
Kuratorin: Dr. Kristina Lemke (Sammlungsleiterin Fotografie, Städel Museum)
Ausstellungsdauer: 23. Februar bis 3. September 2023
Pressevorbesichtigung: Mittwoch, 22. Februar 2023, 11.00 Uhr
Information: www.staedelmuseum.de
Besucherservice und Führungen: +49(0)69-605098-200, info@staedelmuseum.de
Ort: Städel Museum, Schaumainkai 63, 60596 Frankfurt am Main