Beim Begriff Trespass stößt man auf die Bedeutung und Interpretation: „Übertretung“, „Verstoß“ aber auch „Sünde“. Zumindest auf die ersten beiden Worte nimmt das Buch „Trespass – die Geschichte der Urbanen Kunst“ Bezug – und im übertragenen Sinne als: „Unbefugtes Betreten“.
Mit dem Buch Trespass. Die Geschichte der urbanen Kunsthat der Taschen Verlag nicht nur ein Buch hervorgebracht, dass durch zahlreiche- teilweise doppelseitige – Abbildungen beweist, dass Graffiti und Urban Art die Straßen und Wände rund um den Globus erobert hat. Zudem überzeugt der Band auch durch ein eindringliches Vorwort von Banksy wie auch durch interessante „…Hintergrundinformationen über die Geschichte, politische Dimension, Protesthaltung und Illegalität von Formen künstlerischer Selbstdarstellung im öffentlichen Raum„.
Das Buch, das im doppelten Sinne als gewichtig bezeichnet werden kann, schildert nicht nur die aktuelle, zeitgenössische Urban-Art, sondern zeichnet auch die Geschichte der Anfänge der Street Art und Graffiti-Bewegung nach. So sind beispielsweise Abbildungen von Keith Haring ebenso zu finden wie von Richard Hambleton, Lee Quinones, etc. deren Arbeiten bereits im vergangenen Jahrhundert auf den Straßen zu finden waren. Auch Werke des heute noch aktiven und mittlerweile weltberühmten Stars der Street-Art-Szene Shepard Fairey ist mit frühen Werken aus den 90ern vertreten.
Auf den 300 Seite präsentiert das Buch eine Auswahl von ca 150 Künstlern, wie beispielsweise Miss Van, Blu, D*Face, Invader, Swoon und Banksy – um nur einige berühmte Vertreter des Genres zu nennen. Das Buch sticht aus der schier endlosen Masse an Street Art Büchern vor allem durch eine außergewöhnliche differenzierte Auswahl an Künstlerinnen und Künstlern aus vier Generationen heraus. Bemerkens- und lesenswert ist auch das Vorwort der Street Art-Ikone Banksy: „Mir wurde […] klar, dass hinter dem Schild BETRETEN VERBOTEN alles mit gesteigerter Intensität geschieht. […] Graffiti ist eine völlig angemessene Reaktion auf eine Gesellschaft, die vom Statusdenken besessen ist und einem ständig unerreichbare Ziele verkaufen will.“
Die Herausgeber Carlo McCormick, Marc und Sara Schiller und Ethel Seno präsentieren Künstler, die ohne Auftraggeber auf den Straßen unterwegs sind und die sich auf diese Weise dem kommerziellen Druck entziehen – denn sie verschenken ihre Kunst an die Gesellschaft. Diese Geste ist ein Protest gegen das Schwinden der öffentlichen Räume, die von Firmen aufgekauft werden und mit Plakatflächen und Werbung regelrecht zugekleistert werden.
Urban Art ist zudem ein Protest gegen die Kompromisse und inhaltlichen Beschneidungen, die die Kunst, die aus öffentlicher Hand finanziert ist, einzugehen gezwungen ist.
In dem Band Trespass. Die Geschichte der urbanen Kunst ( 24. März 2011 ) werden Künstler und deren Arbeiten vorgestellt, deren Ziel die (teilweise) Rückeroberung der Stadt ist.
Entscheidend für die Entwicklung der Urbanen Kunst ist zweifellos die Verbreitung der Digitalkameras und des Internets, behauptet Marc und Sara Schiller in ihrem Text. „Dank Digitalkamera und Internet können Künstler die Werke der anderen unmittelbar nach Fertigstellung sehen und kommentieren, und dies wiederum kann in die Arbeit einfließen, die sie am nächsten Tag ausführen. Durch diesen Austausch hat sich eine Gemeinschaft entwickelt, in der alle dazu angetrieben werden, ihr Bestes zu geben […] .
Trespass. Die Geschichte der urbanen Kunst
Carlo McCormick, Marc & Sara Schiller, Ethel Seno
Hardcover, 17,2 x 23,3 cm, 320 Seiten
ISBN 978-3-8365-5549-4
Ausgabe: Deutsch
ISBN 978-3-8365-5548-7
Ausgabe: Englisch
ISBN 978-3-8365-5551-7
Ausgabe: Französisch